Geistliche Musik an der königlichen Hofkapelle zu Dresden (Zelenka)
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Geistliche Musik an der königlichen Hofkapelle zu Dresden (Zelenka)

Max Emanuel Cencic und Dimitris Karakantas | nuovo barocco

Jan Dismas Zelenka (1679-1745), böhmisch-österreichischer Komponist. Ein Name, der dem begeisterten Musikliebhaber etwas sagen wird…

Und doch wird auch er selten ein Rezital zu hören bekommen, das ausschließlich Zelenkas Werken gewidmet ist. Denn der Komponist ist bekannt für harmonischen Strukturen, die zu seiner Zeit als unerhört galten, und für, technisch wie musikalisch, extrem herausfordernde Kompositionen, die von unerbittlich virtuos (z.B. Barbara dira effera) bis melodisch äußerst delikat und sphärisch reichen (Agnus Dei).

Der Tscheche Zelenka, der bis zu seinem Tod im Dresdner Exil lebte, wurde von Johann Sebastian Bach hochgeschätzt und von einigen sogar der „Tschechische Bach“ genannt. Wie der „Kantor Leipzigs“ komponierte auch Zelenka keine Opern. Seine acht Italienischen Konzertarien (ZWV 176) und die Serenade Il Diamante (ZWV 177) zeigen jedoch viele Charakteristika dieses Genres. Da seine Werke oft mehr theatralisch als kirchlich scheinen, könnte man in ihm daher einen der „opernhaftesten“ Komponisten sakraler Musik sehen. Dazu muss man bloß den Stil seiner Oratorien betrachten, sowie seiner höchst entwickelten Motetten: der erste Teil der Arie "A che riserbano i cieli" aus Gesù al calvario (ZWV 62, Jesus am Kalvarienberg) treibt das Orchester in einen scheinbar nicht endenden Galopp, während die Mittelsektion der Altstimme kahle Reinheit abverlangt, um die Anrufung Gottes durch den Heiligen Johannes zu beschreiben, mit der er Ihn um ein Ende Mariens Leidens bittet. Die Arie "Vicina morte" aus Il serpente di bronzo (ZWV 61) wiederum verlangt ausdrücklich nach Holzblasinstrumenten (Oboe und Bassoon), einer Kombination von Timbres, die Zelenka sehr schätzte, während wir in der Krippenspiel-Motette O magnum mysterium (ZWV 171) eine viel kontemplative Atmosphäre vorfinden.

Theatralisch ist es immer in des Komponisten meist geschätzten Werken. Die vier italienischen Arien im vorliegenden Programm, aber auch die elektrisierende Motette Barbara dira effera (ZWV 164) bieten einen Einblick in sein späteres Schaffen und wurden fast ausschließlich für den Kastraten Domenico Annibali (1705-1779) geschrieben. Sie zeigen eine Bewegung der musikalischen Vorstellungen am Dresdner Hof hin zu einem viel italienischeren Stil, ausgelöst durch die Ankunft Johann Adolf Hasses und das Engagement mehrerer italienischer Sänger. Der Komponist wurde dadurch, und wahrscheinlich nur widerwillig, zu einer Änderung seines Stils bewegt, um zu einfacheren musikalischen Strukturen zu gelangen, sowie zu leichter zu singenden Melodien, um diesem Trend zu folgen.

Die letzte Motette zeigt einen explosiven Zelenka, der orchestral wie vokal aus dem Vollen schöpft. Max Emanuel Cencics unendlich ausdrucksstarke und nuancierte Stimme wird uns auf eine ergreifende Reise mitnehmen, angeführt von der funkensprühenden Musik des „Böhmischen Kindes“.

(Text im englischen bzw. französischen Original von Yannis François)

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Besetzung

Countertenor: Max Emanuel Cencic
Dirigent: Dimitris Karakantas
Orchester: nuovo barocco