Adriano in Siria
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Adriano in Siria

G. B. Pergolesi

Wie Mozart und Schubert ist auch Giovanni Battista Pergolesi ein Beispiel für ein musikalisches Genie, das tragischerweise schon in jungen Jahren aus dem Leben gerissen wurde. 1710 in der süditalienischen Stadt Jesi geboren, dauerte seine Karriere als Komponist weniger als eine Dekade; er starb an Tuberkulose, mit 26 Jahren. Obwohl er zu seinen Lebzeiten als Komponist ernster Opern wohlbekannt war, stützt sich sein Ruhm seit damals auf nur zwei Werke: die höchstpopuläre komische Oper La serva padrona (1733), und Stabat mater, das er erst kurz vor seinem vorzeitigen Dahinscheiden fertigstellen konnte. Charles Burney sagt über dieses Ereignis: „vom  Moment seines Todes an wollte ganz Italien plötzlich seine Produktionen hören und besitzen…“. Das galt nicht nur für Italien, sondern führte allgemein zu einer Industrie, die Pergolesi die Werke anderer, weniger bekannter Komponisten zuschrieb und bis heute zuschreibt.

Adriano in Siria war die dritte von Pergolesis vier opere serie. Sie wurde am 25. Oktober 1734  im Teatro San Bartolomeo in Neapel uraufgeführt.
Pergolesi verbrachte beinahe seine gesamte Karriere in der Hauptstadt eines Königreiches, das seit zwei Jahrzehnten von den österreichischen Habsburgern mittels eines Vizekönigs regiert worden war. Doch auch Spaniens Bourbonen beanspruchten dieses Territorium, und so rückte 1734 ihre Armee, unter Carlos, dem ältesten Sohn von König Felipe V, heran. Ihre Streitkräfte waren siegreich, und so führte der junge Prinz am 10. Mai einen triumphalen Einzug in die Stadt an. Folglich ist die Oper dem neuen Monarchen gewidmet, wenn der Anlass auch ausdrücklich der 42. Geburtstag seiner respekteinflößenden und musikliebenden Mutter, Elisabetta Farnese, war. Interessanterweise gibt es in der Eröffnungsszene von Pergolesis Oper ebenfalls den Einzug einer siegreichen Armee in eine Stadt. Man kann sich fragen, wie der 18-jährige König Karl den emotionell schwankenden Charakter Kaiser Hadrians gefunden haben mag, so wie er in Pergolesis Oper dargestellt wurde. Vielleicht hatte Pergolesi Glück, dass sich der junge Monarch mehr für die Jagd interessierte als für Musik und dafür bekannt war, bei Vorstellungen einzuschlafen. Trotzdem war, als Huldigung seiner Mutter, die er vergötterte, und für das opernbegeisterte Neapler Publikum (das zu beeindrucken für den neuen Herrscher politisch sinnvoll war), die Premiere großzügig angelegt, mit ausgezeichneter Besetzung, angeführt vom großen Mezzosopran-Kastraten Gaetano Majorano, genannt Caffarelli, in der Rolle des Farnaspe.

Das Libretto, wie es Pergolesi letztlich einsetzte, unterschied sich in Vielem vom ursprünglichen Text Metastasios, großteils wegen der Anforderungen des Starkastraten. Pergolesis Musik für ihn nutzte alle Facetten seiner bemerkenswerten Technik, die von langen, floriden melismas mit in rascher Folge wiederholten hohen Tönen bis zu komplizierter cantabiler Chromatik reichte. Andere, wohlbekannte Sänger dieser Besetzung waren Maria Giustina Turcotti als Emirena, eine Sopranistin, die in späteren Tagen am üblichen Problem der Diven litt, naemlich Fettleibigkeit (ein Kollege beschrieb sie als „Fleischmonster“). Sabina, Kaiser Hadrians Verlobte, wurde gesungen von der später sehr berühmten Sopranistin Catterina Fumagalli. Ihre Rolle war, obwohl als seconda donna vordergründig untergeordnet, doch gut ausgearbeitet. Tatsächlich trifft das auf alle Rollen dieses Werkes zu, nicht zuletzt weil, vielleicht als Reaktion auf die vielen Änderungen im Text zugunsten Caffarellis, Pergolesi darauf bedacht war, die Arien gleichermaßen auf alle Charaktere zu verteilen. Er scheute sich auch nicht die strikten Regeln der opera seria zu beugen, um dramatische Effekte zu erzielen: nicht immer geht ein Charakter von der Bühne ab, nachdem er seine Arie gesungen hat, und so mancher beginnt auch ohne dem sonst üblichen, einleitenden ritornello, zu singen. Tenorrollen, wie die des Osroa, wurden üblicherweise als geringerwertig angesehen, doch hier, ursprünglich vom wohlbekannten Sänger Francesco Tolve verkörpert, ist das wohl kaum der Fall. Selbst die Nebenrolle des Tribuns Aquilio, eine weitere Sopranrolle, basiert auf Musik, die seiner intriganten Rolle angemessen ist.
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Die CD Adriano in Siria wurde im August 2015 in Krakau aufgenommen. Sehen Sie eine Zusammenstellung von Videomitschnitten von diesem Event.

Downloads

CD1_03: Dal labbro che tëaccende (Mynenko)

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CD2_03: Ah, ingrato, míinganni (Idrisova)

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CD2_08: Splenda per voi sereno (Idrisova)

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CD2_12: Tutti nemici e rei (Mynenko)

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CD2_16: Leon piagato a morte (Sancho)

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CD3_10: Ti perdi e confondi (Sancho)

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Aufnahmen

17 09 2016
Adriano in Siria
Adriano in Siria
Pergolesi

Besetzung

Farnaspe: Franco Fagioli*
Emirena: Romina Basso*
Adriano Yuriy Mynenko* | Artem Krutko
Sabina: Dilyara Idrisova*
Osroa: Juan Sancho*
Aquilio: Cigdem Soyarslan* | Sofia Fomina | Keri Fuge

Dirigent: Jan Tomasz Adamus*
Orchester: Capella Cracoviensis*

*CD-Aufnahme